Restaurant Schauermann in Hamburg (gegenüber & leicht erhöht vom Fischmarkt)

30.07.2009 17:40

Direkt gegenüber des Hamburger Fischmarkt, etwas oberhalb, liegt das Restaurant Schauermann. In irgendeinem Restaurantführer las ich davon & ging mit dem Sohnemann dorthin. Aussen stehen sehr schön eingedeckte Tische, die der Form nach jene orangefarbenen Festzelt-Garnituren sein könnten. Es wackelte auch exakt so wie es eben diese Tische & Bänke zu tun pflegen.

Anfangs ein etwas frostiger Empfang, denn man war doch leicht verwundert, dass wir ins Restaurant wollten. Ein Papa mit seinem 9 Jahre alten Sohn, Hmm da lohnt sich ein Tisch drinnen nicht – so hörte es sich jedenfalls für mich zwischen den Zeilen an. Freundlich aber bestimmt kam: „Wir sind im Restaurant leider besetzt, aber sie dürfen sehr gerne draussen Platz nehmen“. Sohnemann & Papa schauten sich leicht irritiert an, hatten aber einen Bärenhunger & nahmen draussen Platz. Die Bedienung, anfangs nicht gerade von überbordender Freundlichkeit befallen, änderte sich, nachdem wir beide den Dreigänger bestellten. Das Essen war hervorragend, genial war z. B. die gebratene Gänseleber mit angebratenen herrlich reifen Pfirsichen, leicht karamellisiert. Der Rest des Menüs war auf gleichem Niveau, der Wolfsbarsch absolut frisch und auf dem Punkt.

Dann kam etwas das einem als Weinjournalist lieber nicht passieren will & die Stimmung zwischen Gast & Restaurantchef auf Nordpoltemperaturen fallen lässt. Der bestellte Weisswein hatte eine sehr metallische, etwas wie Pappkarton wirkende Aromatik (ab Mitte Gaumen) & war sehr kurz im Abgang. Nach mehrmaligem Probieren fragte ich ob der Wein in Ordnung sei, sehr freundlich wurde sofort eine neue Flasche aufgemacht & mir ein Glas gebracht. Kein grosser Unterschied sagte ich. Wollte jedoch den Wein etwas Zeit im Glas geben – nütze nichts. Auf meine nochmalige Bitte hin den Wein zu überprüfen & dem Zusatz der Wein könnte einen leichten Kork haben, kam, was kommen musste. Der Chef kam mit der Flasche & diese hatte einen Schrauber. Sehr freundlich zeigte er mir diese & meinte es könne ja sein, dass mit der Wein nicht zusage. Ich verneinte, erklärte ihm was ich schmecke & dass auch ein Schrauber, zwar extrem selten, unter Korkeinfluss leiden kann. Ein Nicken & er verschwand wieder mit der Flasche im Restaurant. Normalerweise ist ab da das Tischtuch zerschnitten. Nicht aber im Schauermann. Ich hatte als Hauptgang einen auf den Punkt gegarten, in einem wunderbaren Sud servierten Wolfsbarsch. Als der Fisch gegessen war, kam der Patron nochmals an unseren Tisch, einen frischen Brotkorb & Portion gesalzener Butter in der Hand. „Sie müssen den Sud mit dem Brot & der Butter drauf, auftunken, das schmeckt unglaublich. Ich hatte nämlich gestern das exakt gleiche Menü wie Sie & hab das gestern auch so gemacht“.

Von dem mal abgesehen, dass er recht hatte, mit dem auftunken des Fischsudes, zeugt dies erstens von absoluter Professionalität & zweitens von Charakterstärke. Wieviele Gastwirte hätten nach der Sache mit dem Wein, in dieser Art & Weise reagiert? Hut ab & ein grosses Dankeschön! Eine Kleinigkeit: Die Schrift der Speisekarte ist fast nicht zu entziffern.

 

www.restaurant-schauermann.de, Sehr gute frische & leichte Küche mit Anspruch und aktueller Weinkarte, gereifte Weine fehlen allerdings.

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