Von Braui`s Tartar vom frischen Lachs, einer kalten Pfirsichsuppe, Kalbsbäckchen & einem tollen Tisch

09.09.2009 08:20

Ab und an gehe ich zu Werner Tobler in seine Braui, einfach um zu schlemmen. Ich überlasse es Werner Tobler, was auf dem Teller liegt, vorher gehts in den Weinkeller um eine feine Flasche auszusuchen. Immer sind es wunderschöne, ausgiebige & unterhaltsame Abende. Normalerweise sitze ich alleine, aber an diesem Abend komme ich unverhofft zu Gesellschaft bzw. ein Tisch bekommt mich unverhofft vor die Nase gesetzt. Ich darf zu drei Weinfreunden an den Tisch, wovon ich nur einen halbwegs kannte. Allesamt Weinfreaks - ich war in bester Gesellschaft, danke an die drei. Zumal schon ein 2008 Riesling Kabinett, ein Pape Clement aus 1990 & 2001 auf dem Tisch stand. Beide Pape-Clément waren hervorragend & der Kabinett tat das, warum ihn Ralf gebeten hatte: Erfrischen mit guter Säure & einfach wunderbar trinkbar ohne gleich mit 14% den Abend schon von vorne weg zu „beenden“.
Das Essen war wieder hervorragend. Die Vorspeise, Tatar vom Frischlachs mit Meerrettich und Avocados, war wunderbar abgeschmeckt. Zitronensaft gab der Avocado die nötige Leichtigkeit, zusammen mit frischen Kräutern, war das eine Vorspeise nach meinem Geschmack. Das cremige der Avocado & der frische Lachs, Hmmmm. Danach eine Pfirsichsuppe, genauer gesagt war es eine pikante Joghurt-Pfirsichsuppe, kalt serviert, mit Wildfang-Gambas. So jetzt wird doch etwas zu „modern“....Pfirsichsuppe, was soll den das bitte schön Werner (dachte ich zumindest). Als die kalte Suppe auf den Tisch kam, sah der sehr nette Kellner mir meine Skepsis an und konnte sich ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen. Also dann, auf in den Kampf. Der Löffel stach widerwillig in die Suppe, den Pfirsich konnte ich schon riechen. Der Widerwille eine Pfirsichsuppe zu probieren wurde immer größer.....aber ich muss bei Werner Abbitte leisten. Das war schlichtweg eine faszinierende Aromenkomposition, einfach wunderbar. Kalt, erfrischend, würzig mit einem leicht scharfen Touch. Dazu passte der Riesling Kabinett immer noch sehr gut, er hatte wohl deutlich weniger Scheu als ich vor der Suppe.
Die 2 Pape-Clément schon mal probiert freute ich mich auf die geschmorte Kalbsbacke im Tomatenfond mit Mascarpone-Risotto und Gemüse vom Markt (woher auch sonst, beim Eisenwarenhändler wird es schwierig & in der Apotheke wird’s zu teuer). So was kann und geht auch manchmal schief. Nicht nur einmal hatte ich Kalbs – oder Schweinebäckchen bestellt und bekam eine Art Wiskas Dosenfutter für die verwöhnte Katze serviert, matschig, fett & fast zu Mus verkocht. Werner Toblers Kalbsbäckchen war in einem Stück, fest & zart zugleich. Der 1990 war nahezu perfekt, der 2001 noch etwas zu jung, beide Weine aber am oberen Ende der Skala. Das dazu servierte Risotto war sehr klassisch gekocht & mit perfektem Biss.
Dazwischen kam eine kleine Käseauswahl auf den Tisch zu dem ein 2002 Riesling Erdener Prälat Lange GK von Dr. Loosen zu fast allen Käsen passte. Der Ziegen Bleu war dann aber doch etwas zu heftig, auch für die lange GK (Goldkapsel). Alleine probiert war da beste Eleganz & Mineralität zu finden, Hmmmm. Kein protz eher ein Schüchterner, mit viel verspielter Eleganz.
Ich wählte als Dessert frische Himbeerfeige mit Mandel Crème brulée & Bourbon Vanilleeis.
Für eine Crème brulée bin ich immer zu haben, aber die Himbeerfeige war eine herrliche Überraschung. Das Himbeerige & die frische Feige harmonierten bestens zusammen. Das leicht Herbe der Feige & die Süße der Himbeere ergänzten sich wunderbar. Dazu hatte Ralf einen 1999 Suduiraut aus der Halben mitgebracht, der ebenfalls bestens passte. Man hätte ihn allerdings dekantieren sollen.
Als ich dann gegen Mitternacht das Bett anstrebte, war hatte ich einen wunderschönen Abend mit bestem Essen, tollen Weinen & richtig netten Weinverrückten verbracht. Was will man mehr?

 

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